Donnerstag, November 06, 2008

1 1/2 Monate China in Kurzfassung

So, dann werde ich jetzt mal anfangen die letzten 1 1/2 Monate in einem Post möglichst gut zu beschreiben. Bringt ein bisschen Zeit mit könnte sehr lang werden. Ansonsten viel Spaß und nochmals entschuldigung aber das mit dem Internet hier hat halt 1 Monat gedauert.

Also los ging es am 26.09.08 am Flughafen Frankfurt am Main. Nach etwa 9 1/2 Stunden Flug von denen ich ca. 7 Stunden geschlafen habe kamen wir dann um ungefähr 06:30 Uhr Ortszeit in Peking an. Dort hatten wir dann 4 Stunden Aufenthalt wobei auch ein Paar schöne Fotos entstanden sind.
Dann ging es weiter nach Kunming. Etwa 3 1/2 Stunden Flug. Dort angekommen merkte man sofort die Schwüle und, dass es hier durchaus sehr viel dreckiger und versmogt ist. In Kunming, der Provinzhauptstadt von Yunnan im Süd-Westen Chinas, wurden wir dann von zwei sehr netten Chinesen vom EducationOffice, welche für unseren Aufenthalt in China verantwortlich sind, abgeholt. Das Gepäck wurde in einem kleinen Bus verstaut und als wir dann alle an Bord waren fuhren wir in ein schickes Hotel. Die Straßen waren mehr als überfüllt und Verkehrsregeln gibt es hier sowieso nicht. Im Hotel angekommen wurde sich kurz frisch gemacht und dann gab es eine kleine Besprechung. Danach gingen wir dann mit noch ein paar politisch wichtigen Leuten in ein sehr gutes Restaurant, wo wir dann mit Essen überschüttet und dabei noch mit einer netten Bühnenschau beglückt wurden.
Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem Bus abgeholt der uns zu einem öffentlichen Busbahnhof gebracht hat, wo wir dann in den Bus gestiegen sind, der uns nach LiuKu, der Regionshauptstadt NuiJiangs, bringen sollte. Die Fahrt führte uns dann 9-10 Stunden über eine Autobahn und nochmal 3-4 Stunden über schlechte Bergstraßen bzw Wege. Man merkte es wurde immer ärmer. Vereinzelte "Hütten" am Straßenrand, ab und zu mal ein kleines Dorf. Nach 13 Stunden Fahrt kamen wir dann in LiuKu an. Am Busbahnhof wurden wir dann von einigen Taxen abgeholt, die uns wiederum in ein sehr gutes Hotel brachten. Dort angekommen ging es natürlich erstmal wieder Essen. Wir waren allerding alle wieder sehr fertig und daher ging es schnell ins Bett. Am nächsten Tag trafen wir uns dann nach dem Frühstück im Konferenzraum im obersten Stockwerk des Hotels mit wieder sehr wichtigen Leuten. Dem Polizeidirektor z.B. und anderen Politikern und Verantwortlichen. Außerdem waren unsere zukünftigen Schulleiter anwesend. Nach einigen Belehrungen was wir nicht tun dürfen usw. und nachdem sich alle vorgestellt hatten wurden wir unseren Schulleitern zugeteilt und hatten die Möglichkeit via Dolmetscher einige Fragen beantwortet zu bekommen. Um 15:30 Uhr ging es dann los - wir waren mittlerweile knapp 4 Tage unterwegs - und wir sollten abends endlich unsere Bleibe für das nächste Jahr kennenlernen. Michael, Maria, Marie und Martin (die 4 "Ms") blieben an der Middleschool No. 1 in LiuKu. Sabine (Sara) und Linda fuhren mit einem Jeep nach Laowo in Richtung Osten. Eva, Maike, Jannik, Hanna, Annelie und ich fuhren dann mit einem Bus gen Norden. Die Straße geht komplett durch das Tal am NuiJiang (der Fluß nachdem die Region auch benannt ist) entlang und die ersten die an ihrer Schule ankamen waren Eva und Maike nach etwa 2 Stunden Fahrt. Sie wurden von der gesamten Schule mit lautem Beifall empfangen und die Basketballmanschaft hat ihr Gepäck sofort genommen und weggetragen. Das war schon sehr beeindruckend. Eine Stunde Fahrt weiter kamen wir dann an unserer Schule an. Auch hier standen die Schüler spalier und die Lehrer haben unsere Sachen getragen. Auf dem Weg zu unseren Zimmern liefen die Schüler allesamt hinter uns her und klatschten im Chor. Gänsehaut. Wir waren sehr zufrieden vom ersten Eindruck von unserer Schule. Sehr sauber, sehr schön, viele Pflanzen. Man hätte wirklich schlimmeres erwartet. Natürlich ging es dann abends direkt wieder Essen. Wir nahmen uns also ein Taxi (das sind hier so dreirädrige Motoradanhängerdinger) und fuhren nach FuGong, einer kleinen (90.000 Einwohner) Stadt bei uns in der nähe. Dabei waren natürlich unser Headmaster und A Pengh ein Mathelehrer an der Schule und der Einzige hier der ein wenig Englisch spricht.
Die Kinder hatten nur einen Tag Schule dann waren kleine Ferien ab dem 01.10., da es ein Nationalfeiertg ist. Entstehung der VR China wenn ich mich recht entsinne. Dies war ganz gut nun hatten Annelie und ich erstmal 5 Tage Zeit uns einzuleben ohne Unterricht zu haben. Wir waren also oft in FuGong und mit A Pengh unterwegs und haben immer mit ihm und dem Headmaster zusammen gegessen. Erste Erfahrungen mit dem Unterrichten machten wir schonmal mit dem Mathelehrer indem wir ihm in unseren freien Tagen jeweils zwei Unterrichtsstunden pro Tag gegeben haben. Das verschaffte uns schonmal einen Einblick in die unglaubliche Auswendiglernkapazität eines Chinesen. Am ersten Wochenende fuhren wir dann Samstags Jannik und Hanna an ihrer Schule besuchen (die Schulleiter von unserer und deren Schule scheinen gut befreundet zu sein), wo wir dann Baketball gespielt haben und uns den "StoneMoon" angeschaut haben. Der "StoneMoon" ist ein Felsen mit einem Lochh drin. Sieht schön aus ist aber nicht wirklich interessant. Danach hatten wir dann Abendessen mit unseren und den Lehrern der anderen Schule und wir durften das erste mal erleben, wie viel Alkohol hier wirklich getrunken wird. War jedenfalls ein sehr netter Abend, ausser für unseren Schulleiter wahrscheinlich, der sich auf dem Rückweg dann doch am Straßenrand übergeben musste. Die Schulleiter waren sowieso am betrunkensten von Allen.
Am ächsten Tag hatte Annelie dann ihren 20. Geburtstag. Sie hat es allerdings keinem erzählt, weil sie nicht wollte, dass unser Headmaster dann eine riesen Party veranstaltet die ja auch nich sehr billig ist. Die Ungewissheit über Annelies Geburtstag bei den Lehrern hielt allerding nur bis zum frühen Abend, als sie über unsere Dolmetscherin aus LiuKu mitbekommen hatten was Sache war. Also wurden wir um 22 Uhr angerufen und in das Lehrerzimmer gebeten. Dort war dann ein reich gedeckter Tisch mit Bier, Sonnenblumenkernen und anderen Knabbereien, einer übertrieben kitschigen Torte und drumherum allen Lehrern der Schule vorzufinden. Die Lehrer waren mittlerweile wieder da, da die Ferien am Montag vorbei sein würden und es war Sonntag Abend. Es war eine echt schöne Feier und wir kamen wiederum in den Genuss des maßlosen Alkoholkonsums. Da uns die Lehrer nämlich zum ersten mal wirklich genauer kennenlernen konnten hieß es, dass jeder mit jedem mindestens einmal trinken musste. Man beachte das "mindestens". Wir wurden regelrecht abgefüllt, Annelie war am Schluss auch gut bedient. An mir sind sie gescheitert, was aber auch kein Wunder ist bei 3.3%igem Bier. Aber ich bin auch schnell eingeschlafen.
Am nächsten Tag fing dann der Unterricht an. Annelie hat vier 5te Klassen und eine 1ste und ich habe vier 6te Klassen und eine 3te. Die Kinder lernen echt schnell und gut und haben auch eine Menge Spaß dabei. Ich werde wohl noch Klassenfotos machen und sie euch online stellen. Also von da an und bis jetzt läuft der Unterricht super. Ich habe keine Probleme und Annelie hat wohl auch nur eine Terrorklasse was sie aber auch gut meistert.
Ein kleiner Einblick in den Tagesablauf der Kinder: 7 Uhr aufstehen und Frühsport zu Musik auf dem Shulhof. Danach müssen immer verschiedene Klassen die Klos putzen und den Schulhof fegen und die anderen haben Lernzeit in den Klassenräumen. Von 8:25 Uhr bis 10:05 Uhr sind dann zwei Unterrichtsstunden. Dann eine halbe Stunde Pause - in den Pausen sind manchmal Aktionen, wie Erdbebnalarmtest oder Betten reparieren usw. Ansonsten wird in den Pausen auch gefegt, gewischt und sauber gemacht. Dies trifft jedoch immer nur einzelne Klassen. Diejenigen die frei haben spielen hauptsächlich Tischtennis oder Badminton und einige Mädchen springen auch Seil oder Ähnliches. Von 10:35 Uhr bis 11:20 ist dann wieder eine Unterrichtsstunde und dann gibt es Mittagessen. Von 13:15 Uhr bis 14:55 Uhr dann wiederum zwei Lessons. 30 Minuten Pause. 15:25 Uhr bis 17:05 Uhr wieder zwei Stunden. Abendsessen. Lernzeit. 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr Unterricht. Und ab ins Bett. Also schon ziemlich vollgepackt der Tag aber nicht so, dass es nicht zumutbar wäre die Kinder haben schon genug Zeit zu spielen und Spass zu haben.
In der Woche ist also schnell eine Art Alltag entstanden bestehend aus Unterricht, diesen vorbereiten und lesen, Gitarre spielen, mit den Kinder spielen und ab und an nach FuGong fahren. Jedoch am Wochenende war bis jetzt immer Programm und wir haben viel gesehen und tolle Erfahrungen gemacht. Auf diese gehe ich nun mal ein wenig näher ein.
Am ersten Wochenende bekamen Annelie und ich abends um 22 Uhr einen Anruf von A Pengh in dem es hiess "Come to the teacherroom. We have a very important teachermeeting." Wir gingen also hin und mussten einen sehr fröhlich lachenden A Pengh sehen der sich derbe darüber freute, dass dieses "very important teachermeeting" wiederum aus Alkoholkonsum bestand. Nichts desto trotz wieder ein sehr schöner und lustiger Abend. Leider sind die Abende immer sehr kurz, da sich die Chinesen innerhalb von 1 1/2 Stunden total betrinken und dann schlafen gehen.
In der nächsten Woche besuchten uns dann Eva und Maike spontan mit ihrer Englischlehrerin Alice und ihrem Headmaster Mr. Whoo (oder so). Das Treffen war allerdings sehr kurz. Wir waren nur im ForeignerOffice um unsere Anwesenheit anzumelden und danach in FuGong in einem Restaurant essen. Es ist jedoch immer schön die anderen Freiwilligen zu treffen.
Am darauf folgendem Wochenende kamen Jannik und Hanna uns dann besuchen. Es war ein ganzer, sehr schöner Tag. Wir haben viel Gitarre gespielt und gesungen sowie auch das ein oder andere Bierchen getrunken. Später saßen wir noch mit unserem Schulleiter, A Pengh und einem anderen Lehrer, der sehr gut Gitarre und Flöte spielen kann, zusammen und durften einigen chinesischen klängen live lauschen. Sehr schön, beeindruckend und interessant. Hat Spass gemacht. Abends habe ich dann noch Jannik und Hanna mit nach Hause gebracht und dort nochmal ihren Schuleiter und den Englischlehrer getroffen, der allerdings aufgrund eines Geburtstages eines anderen Lehrers nicht einen Schritt mehr geradeaus gehen konnte. Sehr lustig das ganze.
Am darauf folgenden Dienstag unternahmen wir dann einen Wandertag mit der gesamten Schule. Wir gingen ca. eine Stunde die Straße entlang in einer langen Menschenkette zu einem Strand am NuiJiang. Jede Menge Gepäck hatten wir dabei in Form von Essen, Trinken und Brennholz. Die Kinder beschäftigten sich an dem Strand nämlich hauptsächlich damit Lagerfeuer zu machen und sich was feines zu essen selbst zu zaubern. Wieder waren viele, anscheinend auch wichtige Leute aus FuGong da welche sich mit den Lehrern, die nicht Dienst hatten und sich um die Kinder kümmern mussten, hauptsächlich damit beschäftigten Karten um Geld zu spielen und sich tierisch einen hinter die Binde zu kippen. Wer hätte es gedacht. Abends hat dann der Koch aus der Mensa mit seinen Köchinnen noch ein Essen für die Lehrerschaft und die Gäste gebraut und dann war der Tag auch schon vorbei und wir gingen zurück. Einige zu Fuß, einge, meist die mit hohem Alkoholpegel, mit einem Taxi.
Am nächsten Wochenende waren wir Samstags auf einer Hauseinweihungsparty von einem Freund der Lehrer. Ich weiß nicht genau ob es erwähnenswert ist, dass da wieder Alkohol in Massen geflossen ist und es wieder sehr leckeres Essen gab. Jedoch wurden wir auch Zeuge von der Tradition Häuser offiziell damit einzuweihen, indem man per Chinaböller die bösen Geister vertreibt. Dass es Chinakracher waren sah ich erst später an den ganzen roten Papierfetzen auf dem Boden. Als ich diese absolut übertriebn laute Knallen zuerst hörte habe ich echt gedacht, dass nun nebenan das Haus eingestürzt sei oder Ähnliches. Es war tierisch laut, da ist Sylvester ein absoluter Witz gegen. Daher bin ich hier auch mal auf die Neujahrsfeier gespannt. Danach ging es dann noch kurz zum zu Hause einer Lehrerin mit der Annelie sich gut angefreundet hat. Dort habe ich ihre Großeltern kennengelernt und einmal von innen gesehen, wie die Chinesen hier so leben. Der Vorraum war ausgestattet mit einer Bank ein paar kleinen Stühlen und einer Feuerstelle, sowie Feuerholz und zwei in Käfigen gehaltenen Hühnern. Hinten konnte man eine Treppe hinaufgehen und in die Schlafräume gelangen, das sah dann schon alles etwas moderner aus.
Kommen wir zum letzten erlebten Wochenende. Am Samstag den 01.11.09 wollten Annelie und ich uns gerade aufmachen und Jannik und Hanna besuchen. Wir saßen schon im Taxi als ein Herr den wir vor einiger Zeit kennengelernt hatten an dem Auto stand und uns weißmachen wollte, dass wir nicht zu Jannik und Hanna fahren könnten sondern mit ihm zu Eva und Maike mitfahren müssten. Nach einer langen Phase voller Missverständnisse und Diskussion sind wir dann bei ihm mitgefahren. Peter Jochimsen und Frau Quien waren nämlich im Lande und wollten nun die Schulen abklappern. Also trafen wir uns alle bei Eva und Maike an der Schule. Peter und Fr. Quien wurden von den beiden netten Leuten vom EducationOffice in Kunming, einem Kamerateam, dass die Recherche für einen Film über Fr. Quien und Peter machte, sowie einige, wiedermal anscheinend wichtige Leute aus FuGong, LiuKu und Kunming. Ein sehr großer Aufmarsch also. Evas und Maikes Schule fand ich sehr schön. Sie liegt direkt am Fluß, wo sie leider aber auch ihre Müllkippe hat. Sie ist sehr viel größer als unsere und sehr verwinkelt. Das hat mir doch schon gefallen. Außerdem haben sie vier große Basketballplätze, ein Volleyballnetz und zwei Tischtennisplatten. Also auch ein gutes Freizeit- und Sportangebot. Auch hier sind einige sehr schöne Fotos entstanden, da dieses Wochenende auch gesegnet von blauem Himmel und geschätzten 40°C war. Jedoch lässt sich die Hitze hier erstaunlich gut aushalten.
Als wir bei Eva und Maike dann fertig waren fuhren wir weiter wieder Richtung FuGong. An unserer Schule vorbei. Und in ein sehr schickes Restaurant (ein Lisurestaurant; Lisu = Minderheitengruppe, die in dieser Region stark vertreten ist) zu dem Jannik und Hanna dann auch dazustoßen sollten. Hier gab es eingangs natürlich erstmal wieder einen Begrüßungsschnaps und danach ging es weiter in ein Hinterzimmer, wo wir zwei reichlich bedeckte Tische vorfanden. Die Lisu essen mit den Händen, was die Sache noch interessanter gemacht hat. Nach dem leckeren Essen wurden wir dann von der Bedienung regelrecht abgefüllt, ich denke die Fotos sprechen für sich.
Sonntag waren wir dann noch an Janniks und Hannas Schule und danach an unserer. Da haben wir dann erstmal erfahren, dass wir noch ein neues Schulgebäude, eine neus Mensa und 6 Duschen bekommen werden. Die Regierung hat wohl ordentlich was springen lassen, weil wir hierher gekommen sind.
Naja nu steht das nächste Wochenende bevor und in einer Woche treffen wir uns mit allen 12 Freiwilligen bei uns an der Schule. Ich werde also ab jetzt regelmäßig Updates bringen können. Bis dahin schöne Grüße nach good old Germany.